28. Februar 2011 • Malte Rosemann
Drei Stolpersteine von den Bürgersöhnen für Bürgersöhne
Im Februar 2011 sind 14 weitere Stolpersteine an fünf Standorten in Lingen verlegt worden, darunter einer von insgesamt drei Stolpersteinen, die der Bürgersöhne-Aufzug zu Lingen, »Die Kivelinge« e.V. zum Gedenken an drei ehemalige Kivelinge stiftet.

Der zweite Stolperstein soll dem Kiveling Fredy Markreich gewidmet sein. Der Kaufmann Friedrich, genannt „Fredy“ Markreich war ein in Lingen sehr bekannter Kiveling. Er wurde am 27. August 1898 in Lingen geboren. Er führte das von seinen Eltern eröffnete Textilgeschäft in der Großen Straße und hoffte durch die Ausstellung seiner Orden aus dem 1. Weltkrieg im Schaufenster seines Geschäftes, das Schlimmste abwenden zu können. Fredys Geschäft war das einzige „jüdische“ Geschäft, das 1938 in Lingen noch existierte und wurde während der Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von SA-Männern demoliert und geplündert. Damit er die ihm auferlegte „Sühneumlage für die Wiederherstellung des Straßenbildes“ von ungefähr 6.000 Mark begleichen konnte, musste Fredy sein Haus und Grundstück verkaufen.
Fredy und fünf weitere Personen wurden an die SS übergeben und in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Seine Entlassung aus der Internierung konnte Fredy nur durch die „ernsthafte Auswanderungsabsicht nach Liberia“ erreichen. Seit seiner erzwungenen Ausreise nach Liberia verliert sich seine Spur, man hat nie wieder von ihm gehört.
Fredy war Kiveling in der Sektion „Entgleister D-Zug“ unter Leutnant Lemke. Er feierte die Kivelingsfeste 1928, 1931 und 1934. Zum Fest 1937 wird Fredy nicht mehr als Mitglied des Bürgersöhne-Aufzuges geführt, ohne dass es Hinweise auf einen regulären Austritt gibt.
Von seinem Bruder Hermann Markreich, dem der dritte Stolperstein gewidmet sein soll, weiß man leider wenig. Hermann wurde am 2. Januar 1901 in Lingen geboren. Er war allerdings schon 1927 nach Hannover verzogen und kam 1938 noch einmal nach Lingen, um seinem Bruder bei der Beisetzung der Mutter Auguste zu helfen. Welche Kivelingsfeste Hermann mitgefeiert hat, ist nicht dokumentiert.
Der Vorstand hat sich für die Finanzierung von drei Stolpersteinen entschieden, um zum Ausdruck zu bringen, dass die jetzigen Kivelinge, als übernächste Generation nach dem Kriege, ihren Beitrag zur Mahnung und Erinnerung an das Geschehene leisten wollen. Die Aktion Stolpersteine stellt eine überaus unterstützungswürdige Maßnahme gegen das Vergessen dar.
Weitere Informationen:
- Lingen.de -- Stolpersteine gegen das Vergessen
- Stolpersteine.eu -- Ein Kunstprojekt für Europa von Gunter Demnig
Foto: Stadt Lingen (Ems)